Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfektionen im Kindesalter

2020 
Ambulant behandelte Kinder mit Atemwegsinfektionen (AWI) sind eine wichtige Zielgruppe fur Interventionen zum rationalen und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika (Antibiotic Stewardship, ABS). Qualitative Studie zur Identifizierung von klinischen und kontextualen Faktoren mit signifikantem Einfluss auf die Antibiotikatherapie (ABT) bei Kindern mit AWI. In Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendarzte e. V. und der Deutschen Gesellschaft fur Padiatrische Infektiologie wurde ein Online-Survey entwickelt. Bundesweit wurden Padiater und Allgemeinmediziner zur Teilnahme eingeladen. 555 Antwortdatensatze waren auswertbar. Diagnostische Unsicherheit, fehlende Zeitressourcen fur wiederholte Konsultationen und die Angst vor Komplikationen waren bei 50 % der Teilnehmenden wichtige Kontextfaktoren fur eine ABT. Das Risiko schwerer Komplikationen (z. B. Mastoiditis) wurde von der Mehrheit der Teilnehmenden uberschatzt oder war unbekannt. Mehr als 40 % kannten die Konsensusleitlinien der Fachgesellschaften nicht. Fieber, das langer als 3 Tage anhalt, war fur 30–40 % ein klinisches Argument fur eine ABT. Weniger als 60 % nutzten eine Point-of-Care-Diagnostik zur Bestimmung des C‑reaktiven Proteins. Die uberwiegende Mehrheit der Teilnehmenden erkannte die Zunahme antibiotikaresistenter Erreger als wichtiges Problem. Dieser Survey zeigt Ansatzpunkte fur ABS bei Kindern mit AWI. Die kontinuierliche Vermittlung von Kenntnissen zur adaquaten ABT sollte obligater Bestandteil der arztlichen Fortbildung werden. Dazu gehoren Kommunikationsstrategien in der Interaktion mit den Eltern. Fur die Umsetzung einer rationalen Antibiotikatherapie wird in der Praxis ein groseres refinanziertes Zeitkontingent zur Beratung der Eltern benotigt.
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