Das Marfan-Syndrom als komplexe kardiovaskuläre Erkrankung
2013
Das klassische Marfan-Synfrom (MFS) ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die durch eine autosomal-dominant vererbte Mutation des Fibrillin-1-Gens (FBN1) verursacht wird, und die Struktur von Fibrillin und den elastischen Bindegewebsfasern in vielen Organsysteme in Mitleidenschaft zieht. Dies betrifft in besonderem Mase das Herz und die grosen Gefase. Durch eine variable Genexpression ist das klinische Bild des MFS sehr unterschiedlich und nicht alle Patienten sind in gleicher Art und gleichem Mase betroffen. Etwa 90 % der Marfan-Patienten entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Herz- und Gefasbeteiligung. Neben der Aortenektasie ist die haufigste kardiovaskulare Beteiligung der Mitralklappenprolaps mit konsekutiver Insuffizienz, bei Kindern auch der Tricuspidalklappenprolaps. Unabhangig von den Klappenpathologie kann eine (subklinische) Kardiomyopathie mit Funktionseinschrankung beider Ventrikel auftreten. Die Erfassung und Behandlung von Herzrhythmusstorungen gewinnt zunehmend Bedeutung, da arrhythmogen bedingter Herztod auch beim MFS eine wichtige Rolle spielt. Bei Marfan-Patienten findet sich haufig ein teils obstruktiv, teils zentral bedingtes Schlafapnoesyndrom, das sich potenziell negativ auf Aortenveranderungen auswirken kann. Die kardiovaskulare Beteiligung bestimmt das Uberleben der Patienten. Das zentrale Symptom ist dabei die Aortenektasie mit dem Risiko einer Dissektion oder Ruptur. Die Progressionsrate der Aortenektasie ist individuell verschieden und im Einzelfall nicht vorherzusagen. Komplizierend kann sich als Folge der Ektasie eine Aortenklappeninsuffizienz entwickeln. Als medikamentose Prophylaxe ist die Medikation mit Betarezeptorenblockern etabliert. Neuere Therapiemoglichkeiten betreffen Angiotensin-1-Rezeptorantagonisten, ACE-Hemmer und in Einzelfallen Ca-Antagonisten. Ein praventiver chirurgischer Ersatz der betroffenen Aortenanteile erfolgt in Abhangigkeit vom Aortendiameter und unter besonderer Berucksichtigung von Alter, Korperoberflache, Grosenprogression uber die Zeit sowie der Familienanamnese.
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