Philosophische Anthropologic als Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie

1999 
Die philosophisch-anthropologische Grundfrage nach der Natur, der Eigenart des Menschen ist in gewissem Sinne Ausgangspunkt jeder Wissenschaft; denn der Erwerb von Wissen, die Verstandigung daruber, „was in Wahrheit ist“ (Hegel 1807; vgl. Spaemann u. Low 1981), kann nicht ganz von demjenigen Wesen absehen, das dieses Wissen erwirbt. Insofern waren alle wissenschaftlich fundierten und fundierenden Kulturepochen der Menschheit zumindest auch Epochen mit philosophisch-anthropologischen Fragestellungen. Fur die Psychiatrie hat die Anthropologie neben diesem Fundamentalaspekt allerdings eine noch spezifischere Bedeutung: Die Anthropologie ist unabweisbar Grundlagenwissenschaft der Psychiatrie insofern, als psychiatrische Erkrankungen als Abweichungen von gesundem psychischem Leben immer zugleich Verweis auf das und Kontrapunkt zu dem sind, was es heist, ein Mensch zu sein. Damit ergibt sich zugleich das Grundproblem jeder psychiatri¬schen Anthropologie, das sie namlich, ob sie will oder nicht, immer auch mit Idealtypologie zu tun hat, mit dem Aufstellen von Normalitatskriterien, so problematisch und sowohl Fehlverstandnis wie auch Misbrauch ermoglichend diese auch sein mogen (vgl. hierzu Weber 1993; Mitscherlich u. Mitscherlich 1987; Lifton 1988)
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