S2k-Leitlinie nach AWMF-Schema der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin "Diagnostik und Begutachtung der Berufskrankheit Nr. 4101 Quarzstaublungenerkrankung (Silikose) der Berufskrankheitenverordnung".

2016 
In den vergangenen 1,5 Jahren erfolgte die Aktualisierung der Silikose-Leitlinie durch eine interdisziplinar besetzte Arbeitsgruppe. Neue medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse sowie die zwischenzeitlich in der Begutachtungspraxis gewonnenen Erfahrungen wurden berucksichtigt. Stand bei der Entwicklung der Erstfassung noch die Standardisierung der Diagnostik sowie die Uberarbeitung der nicht dem medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisstand entsprechenden Masgaben der „Moerser Konvention“ im Vordergrund, ging es beim Update um Feinkorrekturen und Erganzungen, insbesondere der MdE-Kriterien (mit Angleichung an die MdE-Tabelle der Reichenhaller Empfehlung [DGUV 2012]). Die Diagnose Silikose basiert – neben einer eingehenden Arbeitsanamnese – auch weiterhin ganz uberwiegend auf dem typischen radiologischen Befund. Allerdings kommt bei der Erstdiagnose auch der standardisierten LD-HRCT-Aufnahme wegen der im Vergleich mit der konventionellen Rontgenaufnahme hohen Sensitivitat und Spezifitat eine zentrale Rolle zu. Ausnahmen stellen charakteristische, im Langsschnitt dokumentierte Befunde in der Rontgen-Thoraxaufnahme dar. Entsprechend heist es im Leitlinien-Update: „Fur die standardisierte Befundung der Low-Dose-Volumen-HRCT ist die Anwendung der CT-Klassifikation (ICOERD = International Classification of Occupational and Environmental Respiratory Diseases) zwingend erforderlich. Um die Diagnose einer Silikose in der CT-Untersuchung zu stellen, ist der Nachweis scharf berandeter Verdichtungen in beiden Oberlappen, die im Lungenkern und Lungenmantel lokalisiert sein konnen, erforderlich. Beim Vergleich mit dem Referenzfilm muss mindestens die Streuungskategorie 1 im rechten wie auch im linken Oberfeld erreicht sein (Gesamtstreuung mindestens 2).“ Neu sind die bislang kontrovers diskutierten Mindestanforderungen fur eine in tabula erstmals festgestellte Silikose. Hierzu wird in Anlehnung an Hnizdo et al. ausgefuhrt: „Als insignifikant sind Befunde anzusehen, wenn weniger als 5 Silikoseknotchen pro Lungenflugel palpatorisch erfasst und histologisch bestatigt werden konnen.“ Hierbei handelt es sich um eine Konvention und nicht um eine durch eingehende medizinisch-wissenschaftliche Untersuchungen und statistische Auswertungen belegte Grenzziehung; diese basiert allerdings auf den umfangreichen Erfahrungen, die im untertagigen sudafrikanischen Goldbergbau gewonnen werden konnten. In der aktualisierten Fassung wird auch auf den Befall der Hilus- und gelegentlich der Mediastinallymphknoten bei der Silikose eingegangen, wobei aus Sicht der LL keine enge Korrelation mit der Schwere des Lungenbefalls besteht. Ausgedehntere konglomerierende und indurierende Lymphknotenprozesse konnen zu Dislokationen der Hili mit Ruckwirkungen auf die grosen Bronchien und Gefasstamme fuhren. Vorwiegend randstandige schalenformige Verkalkungen stellen sich radiologisch als „Eierschalenhilus“ dar. Die Ausfuhrungen zur Belastungsuntersuchung wurden erganzt: Wenn weder Ergometrie noch Spiroergometrie durchfuhrbar sind, soll ein 6-Minuten-Gehtest mit Pulsoxymetrie erfolgen. Auserdem kann bei der Silikose-Begutachtung eine (nicht mitwirkungspflichtige) Rechtsherzkatheter-Untersuchung in Einzelfallen empfohlen werden, wenn die Echokardiografie Hinweise auf erhohte Druckwerte ergibt oder eine Differenzierung zwischen rechts- und linkskardialer Insuffizienz Schwierigkeiten bereitet. Eine pulmonale Hypertonie ist bei der Beurteilung der MdE zu berucksichtigen und auch prognostisch relevant. Bei der Spirometrie-Beurteilung sind die neuen GLI-Referenzwerte masgeblich. Bei der Graduierung der Einschrankungen folgt die Silikose-LL der Leitlinie Spirometrie der DGP. Nach dem aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisstand bleibt offen, ob bestimmte Krankheitsbilder des rheumatischen Formenkreises wie die Sklerodermie und das Caplan-Syndrom, die bei Silikose-Patienten in Einzelfallen gefunden werden, in toto als BK-Nr. 4101 (Silikose) anzusehen sind. Es braucht weiterer Studien, die die Rolle der beruflichen Quarz-Exposition im Kontext anderer Risikofaktoren untersuchen. Die Mitglieder der Leitliniengruppe hoffen, mit dem Update der Silikose-LL und diesem Beitrag weiterhin zur optimierten Diagnostik und Begutachtung der Silikose-Erkrankungsfalle beizutragen.
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