Das fasziale Bindegewebe – ein Medium für die Akupunktur?

2020 
Die ubiquitare Prasenz des faszialen Bindegewebes kann bereits grundsatzlich als Erklarungsansatz fur einen Erfolg versprechenden Einsatz multimodaler Behandlungskonzepte, wie z. B. der Akupunktur, dienen. Wegen der spezifischen, biomechanischen Eigenschaften des faszialen Bindegewebes kann es in concreto durch mechanische Reizsetzungen (Mechanotransduktion) zu einer Deformierung der Extrazellularmatrix (ECM) kommen mit der Folge, dass die die ECM in diesem Bereich umgebenden Fibroblasten biochemische Signalmolekule in die ECM entlassen. Hierdurch ausgeloste, weitreichende und nachhaltige Effekte konnten durch eine Akupunkturbehandlung erreicht werden. Hierfur sprechen aus systemischer Sicht auch Beobachtungen, wonach eine weitreichende Kongruenz topografisch paralleler Verlaufe von Faszienstrukturen einerseits und von Akupunkturpunkten- und -meridianen andererseits gegeben ist. Als neurophysiologisches Erklarungsmodell fur die schmerzlindernde Wirkung einer Nadelakupunktur insbesondere auf chronische Schmerzen im unteren Rucken konnte die belegte Freisetzung faszialer Neuropeptide dienen, die den schmerzassoziierten Neuropeptiden Substanz P und CGRP entgegenwirken. Infolge der engen Verknupfung des Faszientonus mit dem vegetativen Nervensystem konnte moglicherweise zudem eine stressinduzierte Sympathikusaktivierung mit einer hiermit einhergehenden Gewebesteifigkeit durch eine Akupunkturbehandlung gedampft werden. Im Ergebnis ist das Behandlungskonzept der Akupunktur daher moglicherweise geeignet, sowohl die biomechanischen Eigenschaften und den Metabolismus von faszialen Strukturen nachhaltig zu verandern als auch die Vasomotorik und Sensorik (einschlieslich Propriozeption und Interozeption) sowie die Sympathikustonizitat positiv zu beeinflussen.
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