Erhöhte idiosynkratische Vulnerabilität für Suchtverhalten und PTBS aufgrund von traumatischen Ereignissen der Kindheit und Jugend – Prädisponieren frühe traumatische Belastungen Suchtverhalten im Erwachsenenalter?
2011
Multiple emotionale oder physische Missbrauchs- und Vernachlassigungserfahrungen im fruhen Kindesalter, die mit einem gestorten Bindungsverhalten assoziiert sind, fuhren haufig zu einer Pradisposition fur die spatere Entwicklung von psychischen Storungen (Weber et al., 2008), die oft in Suchtverhalten resultieren. Dies wiederum kann als ein (inadaquater) Bewaltigungsversuch (der Selbstmedikation) der nicht bearbeiteten Traumatisierungen angesehen werden (Khantzian, 1997; Kaya & Friedrich, 2006). Die fruhkindliche Akkumulation traumatischer Erfahrungen fuhrt zu einer ausgepragten Vulnerabilitat des Stressverarbeitungssystems (Huther, 2003). Die Emotionsregulationsfahigkeit ist eingeschrankt, Affekte brechen entweder ungehemmt durch oder werden vollkommen unterdruckt. Dabei reagieren Frauen in der Regel eher mit Depressivitat und Angststorungen, wahrend Manner eher zu Ruckzug oder dissozialem, aggressivem Verhalten neigen. Die vorliegende Studie pruft an einer Stichprobe von 160 Patienten mit Substanzabhangigkeit, inwiefern traumatische Erfahrungen der Kindheit und Jugend mit Suchtverhalten und der Ausbildung einer posttraumatischen Belastungsstorung im Erwachsenenalter zusammenhangen. Die Ergebnisse zeigen, dass Substanzabhangige deutlich erhohte Raten von korperlicher Misshandlung, sexuellem Missbrauch, aber auch emotionalem Missbrauch und Vernachlassigung im Vergleich zur Gesamtbevolkerung aufweisen. Substanzabhangige mit fruhen traumatischen Erfahrungen weisen generell eine hohere psychische Belastung auf; speziell sind erhohte Werte bei Depressivitat, Unsicherheit im Sozialkontakt, Zwanghaftigkeit, Impulsivitat und Feindseligkeit sowie eine hohere Komorbiditat mit Personlichkeitsstorungen zu finden. Die Ergebnisse werden in ein Gesamtkonzept des Zusammenhangs zwischen Trauma und Sucht gestellt. Literatur: Huther, G. (2003). Die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen im Kindesalter auf die Hirnentwicklung. In K. H. Brisch & T. Hellbrugge (Hrsg.), Bindung und Trauma (S. 94-104). Stuttgart: Klett-Cotta. Kaya, M. & Friedrich, M. H. (2006). Von der fruhkindlichen Traumatisierung zur Abhangigkeit im Jugendalter. In I. Schafer & M. Krausz (Hrsg.), Trauma und Sucht (S. 76-90). Stuttgart: Klett-Cotta. Khantzian, E. J. (1997). The self-medication hypothesis of substance use disorders: A reconsideration and recent applications. Harvard Review of Psychiatry, 5, 231-244. Weber, K., Rockstroh, B., Borgelt, J., Awiszus, B., Popov, T., Hoffmann, K., Schonauer, K., Watzl, H. & Propster, K. (2008). Stress load during childhood affects psychopathology in psychiatric patients. BioMed Central Psychiatry, 8 (63), 1-10.
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