Josef Wohlmuth zum 80. Geburtstag. Christliche Theologie im Gespräch mit jüdischem Denken

2018 
Kaum ein christlicher Theologe hat sichderart nachhaltig und konsequent aufjudisches Denken eingelassen wie der vor15 Jahren emeritierte Bonner DogmatikerJosef Wohlmuth. Zu Beginn dieses Jahresfeierte er seinen 80. Geburtstag. Hier derVersuch einer akademischen Wurdigung:Wer Josef Wohlmuth personlich kennt, weisnicht nur seine bescheidene und ganz dem Gesprachspartnerzugewandte Art zu schatzen, sondernauch den wachen und innovativen Geist.Als prominentes Beispiel fur diese geistige Offenheitund Beweglichkeit mag die offentliche Abschiedsvorlesunggelten, die Josef Wohlmuth am7. Februar 2003 im Festsaal der Bonner Universitatgehalten hat. Denn als Gegenstand der Vorlesungwahlte er kein bereits hinlanglich bearbeitetesThemenfeld, das geeignet gewesen ware,eine Bilanz seiner ausgesprochen produktivenLehr- und Forschungstatigkeit zu ziehen.Grund genug fur diese theologische Bilanzhatte es gegeben: Nach seiner Dissertationsschriftuber die Eucharistielehre des Trienter Konzils, dieim Sommersemester 1973 unter Betreuung vonJoseph Ratzinger in Regensburg angenommenwurde, legte er im Jahr 1979 als Habilitationsschrifteine dogmen- und konziliengeschichtlicheStudie uber die »Verstandigung in der Kirche« anhandder Sprache des Konzils von Basel vor. DiePosition des Konziliarismus, die Wohlmuth mitNachdruck bis heute vertritt, erklart sein bleibendesInteresse an den Konzilien. Ausdruck und Hohepunktdieses Forschungsinteresses bildet die aufdrei Bande angelegte deutsche Ubersetzung derDekrete der okumenischen Konzilien (1998 –2002), deren weitere Verbreitung durch eine digitaleVersion befordert werden konnte, die dem Verlagdarum dringend empfohlen sei.Das zentrale Anliegen und die Motivationskraftaller weiteren dogmatischen Studien liegen –und es ware kaum abwegig in dieser Fundierungeine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzilsund der damit gegebenen langst uberfalligen Hinwendungder katholischen Kirche zum zeitgenossischenJudentum zu sehen – in der Erkenntnisjudischen Denkens. Waren zunachst Franz Rosenzweig,Walter Benjamin und Theodor W. Adornowichtige Referenzautoren, so sties Wohlmuth inseiner weiteren Beschaftigung bald auf einen weiteren,zeitgenossischen Philosophen: EmmanuelLevinas. Mit allem zur Verfugung stehenden Eiferund Ernst studierte Wohlmuth fortan das anspruchsvolleWerk des franzosischen Philosophen,um die eigene, christliche Theologietradition besserverstehen zu konnen sowie vor allem, um dentranszendentalphilosophischen Ansatz seines eigenenLehrers, Karl Rahner, phanomenologischzu vertiefen und weiterzufuhren.Im Jahr 1998, etwas mehr als zehn Jahre nachseiner Berufung auf den Lehrstuhl fur Dogmatikin Bonn, veroffentlichte Wohlmuth den bis heuteeinschlagigen Sammelband »Emmanuel Levinas:Eine Herausforderung fur die christliche Theologie«. Der Band war nicht Abschluss und Ende einerwissenschaftlichen Beschaftigung, sondernAnfang und Ausgangspunkt zahlreicher weitererStudien zu zentralen Themenbereichen der Dogmatiksowie des judisch-christlichen Gesprachs:zur Schopfungstheologie, zur theologischen Anthropologie,zur Gnaden- und Erlosungslehre.
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