Naive und wissenschaftliche Verhaltenstheorie im Austausch

1975 
Unter den derzeitigen Bemuhungen, Psychologie „relevant“ zu machen, wird wohl keine der mannigfachen Forderungen auf so ungeteilte Zustimmung stosen wie das, was George A. Miller (1969) in die einfache Formal gekleidet hat: “to give psychology away„. Das heist, die Erkenntnisse der Psychologie nicht zu horten im Sachverstand der Fachoffentlichkeit, sondern wegzugeben an die allgemeine Offentlichkeit; durch Lehre, durch allgemeinverstandliche Veroffentlichungen, durch offentliche Teilnahme an Entscheidungsvorbereitungen. So dringen wissenschaftliche Verhaltenstheorien schneller und verbreiteter in das sog. „offentliche Bewustsein“. Sie fallen dort ja nicht auf unbeackerten Urzeitboden, sondern treffen immer schon auf vorwissenschaftliche, auf naive Verhaltenstheorien. Dies sind einerseits alltagliche Erfahrungsniederschlage, ohne die kein Mensch handeln konnte, weshalb auch jeder Laie ein durch und und durch verhaltenstheoretisch geleiteter Psychologe ist. Naive Verhaltenstheorien strukturieren und wandeln sich andererseits mit den Fortschritten der Psychologie. Sie haben ganze Bruchstucke der wissenschaftlichen Verhaltenstheorie von gestern und von vorgestern assimiliert und nicht lediglich ihren Wortschatz durch vereinzelte Fachbegriffe wie „Komplex“, „Anspruchsniveau“ oder „Leistungsmotivation“ bereichert.
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