Die natürlichste Sache der Welt? Erfahrungen mit der Koedukation

1993 
„Ich hab’ sehr geweint, weil ich dachte ..., ich komme in eine Madchenklasse. Das war’ mir furchtbar gewesen“, beschreibt Ilse Thilo ihre Gefuhle im Jahr 1931 — als 13jahriges Madchen.1 Sie hatte Gluck. Ihre Familie lebte damals im Berliner Arbeiterbezirk Neukolln. Dort gab es — bedingt durch ein starkes politisches und soziales Engagement von Eltern wie auch von Lehrern — einige Reformschulen, mit denen sowohl in padagogischer Hinsicht und als auch in Bezug auf die Organisationsstrukturen Neuland betreten worden war (siehe G. Radde, V. Hoffmann in diesem Band). Eine der Neuerungen war der gemeinsame Unterricht von Madchen und Jungen. Koedukation wurde an „fast allen“ sogenannten „weltlichen“ Schulen2 eingefuhrt, von denen es gegen Ende der Weimarer Republik in Neukolln elf Stuck gab, sowie an allen aus diesen hervorgegangenen Versuchsschulen, den Lebensgemeinschaftsschulen. Im Bereich der hoheren Schulen gab es in Neukolln die von dem Schulreformer Fritz Karsen geleitete Karl-Marx-Schule, die ab 1925 fur Madchen geoffnet war.3 Ilse Thilo konnte so ihre gesamte Schulzeit in gemischten Klassen verbringen.
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