Erfahrungen mit dem Einsatz eines potentiell temporären Vena cava-Filters beim mehrfachverletzten Patienten

Einleitung: In Europa existieren nur wenig Erfahrungen mit der Einlage von Cava-Filtern bei schwerverletzten Patienten. Besonders nach Verletzungen des Beckens, der Wirbelsaule und nach Frakturen der unteren Extremitat weisen mehrfachverletzte Patienten ein erhohtes Thromboserisiko mit Gefahr einer Lungenembolie (LE) auf. Eine zusatzliche Problematik findet sich bei Patienten mit schwerem Schadel-Hirn-Trauma (SHT), bei denen eine Kontraindikation zur Anticoagulation besteht. Die vorliegende Arbeit zeigt unsere Erfahrungen mit einem temporaren Cava-Filter (Gunter-Tulip) bei polytraumatisierten Patienten mit hohem Thrombose- bzw. Embolierisiko und gleichzeitiger Kontraindikation zur Anticoagulation. Methode: 24 konsekutive Patienten mit Mehrfachverletztung die zwischen September 1996 und Marz 2000 einen Cava-Filter erhalten haben wurden im Sinne einer konsekutiven Beobachtungsstudie analysiert. Die Einlage des Filters erfolgte percutan uber die V. femoralis (n = 20) und V. jugularis (n = 4). Die 24 Patienten wiesen einen durchschnittlichen Injury Severity Score (ISS) von 35,1 ± 2,01 auf und waren im Schnitt 41,4 ± 2,89 Jahre alt. Die haufigsten Begleitverletzungen waren ein schweres SHT (n = 17) bzw. eine Beckenringverletzung (n = 19). Die Einlage erfolgte bei 17 Patienten prophylaktisch, bei 3 Patienten nach der Diagnose von Lungenembolien und bei 4 Patienten nach der Diagnose einer tiefen Beinvenenthrombose. Ergebnisse: Die Einlage des Filters war bei allen Patienten komplikationslos. Nach der Schirmeinlage wurde klinisch bei keinem Patienten eine Lungenembolie diagnostiziert. Als Komplikation trat bei einem Patienten (1/24 = 4,2 %) eine Cavathrombose auf. Schlussfolgerung: Die Einlage eines Cava-Schirms zur Prophylaxe von Lungenembolien ist bei polytraumatisierten Patienten, die u. a. wegen eines SHT nicht anticoaguliert werden konnen, ein sicheres und effizientes Verfahren mit geringer Komplikationsrate.