Kooperative Wechselwirkungen von Transkriptionsfaktoren und Histonen mit Promotorelementen der Phosphatasegene PHO5 und PHO8 in Saccharomyces cerevisiae
2001
In der vorliegenden Arbeit wurde die Wechselwirkung zwischen Transkriptionsfaktoren und
Elementen der Chromatinstruktur bei der Regulation zweier Promotoren des Phosphatase-systems
der Hefe Saccharomyces cerevisiae untersucht. Als Modellsystem wurden die
Promotoren der Gene PHO5 und PHO8 gewahlt, die fur eine saure bzw. eine alkalische
Phosphatase kodieren und durch Phosphatmangel induziert werden. Wahrend der Induktion
findet eine charakteristische Chromatin-Umordnung am Promotor statt, die sich bei PHO5
uber einen Bereich von vier Nukleosomen ausdehnt, bei PHO8 jedoch signifikant geringer ist.
Fur die transkriptionelle Aktivierung sind insbesondere zwei Transkriptionsfaktoren notig:
das bHLH-Protein Pho4 und das Homoodomanenprotein Pho2. Der PHO5-Promotor besitzt
zwei Pho4-Bindestellen, die den regulatorischen Elementen UASp1 und UASp2 entsprechen.
Wahrend UASp1 in einem hypersensitiven Bereich zwischen den Nukleosomen liegt, ist
UASp2 intranukleosomal lokalisiert. Mutagenese einer der beiden Bindestellen fuhrte zu einer
zehnfachen Abnahme der Promotoraktivitat, wahrend Mutagenese beider Stellen die
Induzierbarkeit des Promotors vollig aufhob.
Um die Bedeutung der Lokalisation der UAS-Elemente im Chromatin zu analysieren, wurde
ein Operator fur den a2-Repressorkomplex oberhalb des PHO5-Promotors eingebaut. Dieser
Repressorkomplex bildet im Kontext bestimmter Promotoren eine zum a2-Operator
benachbarte repressive Chromatinstruktur mit basenpaargenauer Nukleosomenposition aus.
Im PHO5-Promotor fuhrte der Einbau dieses Operators zur Repression der Promotoraktivitat
und einer leicht verminderten Chromatinzuganglichkeit. Demnach kann der a2-Operator
transkriptionshemmende Strukturen initiieren, wobei die Repression durch verstarkte
Chromatinkondenation und moglicherweise durch die Rekrutierung von reprimierenden
Mediatorproteinen des RNA-PolymeraseII-Holoenzyms vermittelt wird. Durch Deletionen
von Bereichen zwischen dem a2-Operator und den UAS-Elementen konnten Nukleosomen
wie das Nukleosom -2 zwar stabilisiert, aber nicht gezielt verschoben werden.
Rekonstitutionsexperimente mit einem 180 Bp-DNA-Fragment, das den Bereich des
Nukleosoms -2 enthielt, zeigten zwar einen gewissen Beitrag der Sequenz zur Histon-DNA-Bindung,
dieser allein kann jedoch keinesfalls die Positionierung erklaren, vielmehr scheinen
Wechselwirkungen der Histone mit anderen Chromatinkomponenten entscheidenden Anteil
zu haben. Zusammenfassung
E
-144-Der
Mechanismus der Chromatin-Umordnung am PHO5-Promotor durch die Transkriptions-faktoren
Pho4 und Pho2 wurde zunachst durch in vitro Experimente unter Verwendung von
rekombinantem Pho2-Protein analysiert. Es konnten mehrere Pho2-Bindestellen verschie-dener
Affinitat im PHO5-Promotor gefunden werden. Eine der hochaffinen Pho2-Binde-stellen
uberlappt grostenteils mit der Pho4-Bindestelle UASp1. Die kooperative DNA-Bindung
der beiden Proteine an ihre uberlappenden Bindestellen resultierte in einem
hochaffinen ternaren Komplex. Auch am UASp2-Element, bei dem zwei Pho2-Bindestellen
eine Pho4-Bindestelle flankieren, findet eine kooperative Bindung von Pho2 und Pho4 an die
DNA statt. Durch Mutation der mittels in vitro-Footprints entdeckten Pho2-Bindestellen
konnte gezeigt werden, das diese zur Promotoraktivitat beitragen. Sie sind nicht nur wichtig,
um Pho2 an den Promotor zu rekrutieren, sondern ermoglichen auch die kooperative DNA-Bindung
mit Pho4 uber direkte Protein-Protein-Wechselwirkung zwischen Pho2 und Pho4.
Eine Pho2-Interaktionsdomane von Pho4 ist essentiell fur die Aktivierung des PHO5-Promotors,
wie durch Deletionsanalyse demonstriert wurde. Die kooperative DNA-Bindung
dieser Faktoren scheint demnach sehr wichtig fur die Transkriptionsregulation des PHO5-Gens
zu sein. Getrennte Untersuchungen von UASp1 und UASp2 in einem CYC1-Promotor-Kontext
zeigen einen eindrucksvollen Unterschied zwischen den zwei UAS-Elementen und
verdeutlichen die duale Rolle von Pho2 in der Aktivierung des PHO5-Promotors. Es ist in
entscheidender Weise fur die Rekrutierung von Pho4 zur UASp1-Stelle notig und verstarkt
daruber hinaus das Pho4-Aktivierungspotential, wahrend es an der UASp2-Stelle eher nur das
Pho4-Aktivierungspotential erhoht.
Trotz der koordinierten Regulation beider Promotoren ist der PHO8- fast 10mal schwacher
als der PHO5-Promotor. Von den beiden Pho4-Bindestellen am PHO8-Promotor, welche
fruher in vitro bestimmt worden waren, ist nur eine in vivo funktional. Der Austausch des
inaktiven PHO8-UASp1-Elements durch das UASp1-Element des PHO5-Promotors erhoht
das Ausmas der Chromatinoffnung im Bereich der Nukleosomen -3 und -2 und ergibt einen
zweifachen Anstieg der Promotoraktivitat. Im Gegensatz dazu verhindert der Austausch der
hochaffinen UASp2-Stelle durch die entsprechende UASp2-Stelle von PHO5 die Chromatin-umordnung
und Promotoraktivierung, obwohl eine effiziente Bindung von Pho4 an dieser
Stelle besteht. Diese Daten zeigen, das eine quantitative Bindung von Pho4 an ein UAS-Element
ohne irgendeine Chromatin-Umordnung und Promotoraktivierung moglich ist.
Die Deletion der Promotorregion, die normalerweise von den Nukleosomen -3 und -2 bedeckt
wird, ergibt einen zweifachen Anstieg der Promotoraktivitat, was die repressive Rolle dieser Zusammenfassung -145-Nukleosomen
anzeigt. Die gute Korrelation zwischen Promotoraktivitat und Ausmas der
Chromatin-Umordnung impliziert, das fur das Ausmas der PHO8-Induktion im Vergleich zu
PHO5 die Qualitat der Histon-DNA-Wechselwirkung eine Rolle spielt, da auch bei
Einfuhrung des PHO5-UASp1-Elements in den PHO8-Promotor keine vollstandige
Chromatinoffnung beobachtet wird. Obwohl Pho4 in Pho2-unabhangiger Weise am PHO8-Promotor
bindet und Chromatin remoduliert, ist Pho2 dennoch an der Promotoraktivitat durch
Erhohen des Aktivierungspotentials von Pho4 beteiligt, ahnlich wie am UASp2-Element des
PHO5-Promotors.
Die Ergebnisse dieser Arbeit haben die Rolle des Homooproteins Pho2 bei der Induktion des
PHO5- und PHO8-Promotors aufgeklart und unterstreichen die enorme Bedeutung des
kooperativen Bindens der Transkriptionsfaktoren Pho4 und Pho2. Zum anderen haben sie das
Wechselspiel zwischen Transkriptionsfaktoren und der Chromatinstruktur am Beispiel dieser
Promotoren besser definiert.
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