Wissenschaftsfilme im Fernsehen: Eine experimentelle Untersuchung zu Verstehensleistungen von Rezipienten am Beispiel der Molekularen Medizin

2011 
Wissens- und Wissenschaftsmagazine sind fester und erfolgreicher Bestandteil im deutschen Fernsehprogramm. Das Ziel dieser Sendungen ist, wissenschaftliche Themen und deren Hintergrunde moglichst ansprechend und nachvollziehbar zu erlautern (vgl. Gotz-Sobel 2006; Albrecht 2006; Parastar 2006). Dies geschieht in der Regel mit Hilfe von Filmberichten, die das dominierende Element der Sendungen darstellen. Filmberichte stehen in der Tradition von Wissenschaftsfilmen, mit deren Hilfe ursprunglich wissenschaftliche Phanomene sichtbar gemacht wurden (vgl. Curtis 2005). Zudem werden sie als Instruktions- und Lehrfilme in der akademischen Aus- und Weiterbildung eingesetzt (vgl. Wulff 2006). Der Unterschied zwischen einem klassischem Wissenschaftsfilm und einem Wissenschaftsfilm im Fernsehen besteht nun darin, dass die Redakteure der Fernsehvariante bemuht sind, die Themen sowohl didaktisch als auch dramaturgisch fur ein breites, unspezifisches Publikum ansprechend umzusetzen (vgl. Neumann-Bechstein 1997; Meier 2006). Die Aufbereitung der Themen variiert dabei von einer deskriptiven, objektiv und sachlich gehaltenen Darstellung bis hin zu einer Darstellung, die einen problematischen Sachverhalt mit Hilfe von Beispielen, Fallschilderungen und Zitaten analysiert (vgl. Witzke/Ordolff 2005; Renner 2006). Zum Beispiel zeigt sich beim Themenbereich der Gentechnik, dass es sowohl anhand einer „personlichen Geschichte eines Menschens“ oder uber Statements zahlreicher Experten und Wissenschaftler erlautert werden kann (vgl. Leonarz 2006; Milde/Ruhrmann 2006). Daraus resultieren verschiedene Darstellungsvarianten, die sich in unterschiedliche Filmtypen klassifizieren lassen. In einer eigenen Studie werden fur das Thema „Molekulare Medizin“ die drei Filmtypen „personalisiertes Fallbeispiel“, „klassischer Lehrfilm“ und „Experten- Diskurs“ identifiziert (vgl. Milde 2009). Solche Darstellungen lassen sich als von TV-Wissenschaftsredakteuren intendierte Vermittlungskonzepte beschreiben. Vermittlungskonzepte basieren dabei auf redaktionellen Gestaltungsentscheidungen, die je nach Kommunikationsziel der Redakteure die intendierten Informations- und Wissensinhalte nach formalen und motivationalen Kriterien variieren und in ein dramaturgisches Gesamtkonzept umsetzen. Dieses Gesamtkonzept soll die Zuschauer zur Rezeption motivieren und gleichzeitig den Verstehensprozess unterstutzen. Inwieweit diese Vermittlungskonzepte die Nachvollziehbarkeit und Verstandlichkeit jedoch determinieren, ist bislang kaum untersucht worden. Im Folgenden wird daher eine Verstehensanalyse vorgestellt, die den Einfluss der verschiedenen Vermittlungskonzepte auf die Verstehensleistungen der Rezipienten untersucht. Den theoretischen Hintergrund fur diese Fragestellung bilden Verstehens- und Verstandlichkeitskonzepte, die im nachfolgenden Kapitel erlautert werden.
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