Die neuen Kreativen - Neue Arbeitsplätze durch Spin-offs?

2000 
Die Hauptaufgabe von Hochschulen liegt seit jeher darin, hochqualifizierte Arbeitskrafte fur die Wirtschaft und die offentliche Hand auszubilden. Neuerdings gesellt sich eine weitere wichtige Aufgabe dazu, namlich durch Unternehmensgrundungen aus den Hochschulen heraus fur neue, hochqualifizierte Arbeitsplatze zu sorgen. Inwieweit aber kummern sich die Hochschulen um diese Aufgabe? Fur Hochlohnlander in westlichen Industriestaaten stellt hochqualifiziertes Personal eine strategische Ressource dar. Deshalb sind Investitionen in das Humankapital sehr wichtig und ihre Bedeutung wird kunftig sogar noch steigen - auch wenn die Ausbildungs- und Forschungsausgaben der offentlichen Hand diese Bedeutung nicht immer widerspiegeln. Die Hochschulen spielen in diesem Prozess der Humankapitalbildung eine zentrale Rolle: Sie dienen der Verbesserung des Wissenskapitals der Bevolkerung ( = Investition), um damit die Innovations- und Leistungsfahigkeit der Wirtschaft in mittel- bis langfristiger Hinsicht zu starken ( = Ertrag). Abgangerinnen und Abganger der Hochschulen bringen das erworbene Wissen mit in ihr neues Arbeitsumfeld. Dieser 'Wissenstransfer uber Kopfe' reicht aber angesichts der Veranderungen in den Wirtschaftsstrukturen nicht mehr aus: Durch Konzentrationen auf Kerngeschafte und anderweitige Rationalisierungsmassnahmen, bauen bestehende Grossunternehmen derzeit mehr Arbeitsplatze ab als sie schaffen. Damit erwachst andererseits ein Potential an Nischenmarkten, das von jungen innovativen Unternehmen besetzt werden musste. Ausserdem werden im Rahmen von Effizienzbemuhungen in der Wirtschaft zunehmend dieselben Forderungen auch an offentliche Einrichtungen gestellt. Dabei wird vor allem der Ertrag der Ausbildungsinvestitionen als zu gering betrachtet: Investitionen in das Ausbildungssystem schlagen sich nur ungenugend in wirtschaftlichen Erfolgen und in gesamtwirtschaftlicher Leistungsfahigkeit nieder. Dieses Phanomen wird fur ganz Europa diagnostiziert und als 'europaisches Innovations-Paradoxon' bezeichnet. Untersuchungen und Statistiken uber Unternehmensgrundungen sind in der Schweiz erst sehr rudimentar vorhanden, vertiefte Studien existieren vor allem fur Deutschland. Hier bringen Studien, die vor allem den Erfolg von Unternehmensgrundungen fokussieren, erstaunliches zutage: Demnach sind Unternehmensgrunder mit Hochschulabschluss (inklusive Doktorat) uberdurchschnittlich erfolgreicher als die anderen. Der Grund dafur liegt nicht zuletzt darin, dass dieser Personenkreis vorwiegend innovative technologieorientierte Unternehmen teilweise in Nischenmarkten grundet und damit auf gute Markchancen trifft. Voraussetzung fur eine Tatigkeit in diesen Wirtschaftsbereichen ist in der Regel ein Hochschulstudium. Keine Uberraschung ist demzufolge die Dominanz von mannlichen Grundern in diesen Bereichen. Konsequenterweise uberrascht denn auch nicht, dass die offentlichen Forderprogramme fur technologieorientierte Unternehmensgrundungen nahezu ausschliesslich mannlichen Grundern zugute kommen. Insgesamt betrachtet ist die Neugrundungsrate von Unternehmen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen jedoch recht gering. Das belegen auch neueste Untersuchungen aus der Schweiz: Der Lowenanteil der Jungunternehmer war vor der Selbstandigkeit sogar in derselben Branche tatig. Entsprechend diesem Sachverhalt sind auch die meisten Grunder dieser Jungunternehmen selbst nicht mehr jung, sondern bei der Grundung im Durchschnitt etwa 38 Jahre alt. Die derzeit am IDT durchgefuhrte Studie "Hochschulen als Impulsgeber fur Spin-offs" untersucht das Ausmass von Unternehmensgrundungen aus Hochschulen in der Region Ostschweiz. Hauptaugenmerk liegt dabei auf deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, auf den Ansiedlungsmustern der Neugrundungen, den Grunden fur die erfolgte Unternehmensgrundung sowie auf dem Einfluss der Hochschulen beim Grundungsprozess. Ziel ist es, aus den gewonnenen Erkenntnissen ein idealtypisches Fordermodell unter geschlechtsneutralen Forderprinzipien fur Neugrundungen aus Hochschulen zu entwickeln.
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