Ein Christ kann kein Antisemit sein. Die Kirchen als Akteure der Zurückweisung des Antisemitismus

2018 
Im Sommer 2018 wurde die deutsche Offentlichkeitdurch Meldungen aufgeschreckt, die eineauffallige Zunahme antisemitischer Vorfalle 2 beklagten.Man sprach von einer Enthemmung inantisemitischen Aktionen und Hetzen. Waren langereZeit antijudische Vorurteile und Hassauserungenin der Offentlichkeit nicht wahrzunehmen,so hat sich dies geandert und zwar bis dahin,dass uber die Verwendung des Wortes Judeals Schimpfwort auf Schulhofen berichtet wird.Ein Element von Israel-Bezug schwingt bei vielenAuserungen mit. Unter den muslimischen Fluchtlingenbzw. Migranten gibt es solche, welche vonder Tradition der Ablehnung, ja des Hasses gegenuberIsrael in ihren Herkunftslandern gepragt sind.Dass vor dem Hintergrund der langen Geschichteeiner kirchlichen bzw. christlichen Judenfeindschaftnach einer moglichen anhaltendenWirkung dieser Tradition gefragt wird, ist nichtverwunderlich. So hat ein von der Bundesregierungeingesetzter Expertenkreis Antisemitismussich damit auseinandergesetzt. In seinem Berichtvon 2011 kommt der Expertenkreis nicht nur zuder Feststellung, dass antisemitische Einstellungen»im eindeutigen Widerspruch zu den offiziellenPositionierungen der Kirchen« stehen.Seit vielen Jahren verurteilen sowohl die katholischewie auch die evangelische Kirche in ihrenVeroffentlichungen den Antisemitismus 3, und essetzen sich die Lehrbucher des Religionsunterrichtskritisch mit religioser Judenfeindschaft undantisemitischen Vorurteilen auseinander. Die jungstintensivierten kirchlichen Bemuhungen der Praventiongegenuber dem Antisemitismus bietenaber noch keine Gewahr, dass »interne Diskussionenfrei von solchen Inhalten sind«. 4Nun hat jungst Johannes Heil, Rektor der Hochschulefur Judische Studien in Heidelberg, in einemInterview, betont: »Es hat da einen wunderbarenProzess der Annaherung gegeben. Dies wurdezwar ungluckseligerweise erst angestosen nach1945, als die Kirchen ihre Mitverantwortung ander Schoah, insbesondere deren Vorgeschichte,bekannten. Doch seither gab es eine ausgesprochenpositive Entwicklung, die katholischerseitsin der Erklarung Nostra Aetate des Zweiten VatikanischenKonzils gipfelte: uber die Haltung derKirche zu den nichtchristlichen Religionen. Insgesamtgab es einen unvorstellbaren Fortschrittbei der wechselseitigen Wahrnehmung und Anerkennung«.5 Dem so nachdrucklich betontenFortschritt in der Haltung der Kirche gegenuberdem Judentum sei nun etwas nachgegangen.
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