Diagnostische und interventionelle Röntgenanwendungen bei Krebspatienten: Abschätzung des Beitrags zur Kollektivdosis in Deutschland

2008 
Ziele: Die Strahlenexposition der Bevolkerung aufgrund von Rontgenanwendungen betragt nach Abschatzungen des BfS im Mittel 1,8 mSv pro Einwohner und Jahr. Nach allgemeiner Einschatzung ist ein erheblicher Anteil der Kollektivdosis auf Rontgenanwendungen bei Krebspatienten zuruckzufuhren, von denen viele aufgrund ihres Lebensalters und ihrer reduzierten Lebenserwartung einen moglicherweise strahleninduzierten Sekundartumor nicht erleben. Ziel dieser Studie war es, den Beitrag der Krebsdiagnostik zur Kollektivdosis abzuschatzen. Methode: Nach einer Statistik des Robert-Koch-Instituts entfallen 75% aller Krebserkrankungen auf zehn Tumorarten (definiert uber ICD-Codes). Fur alle Patienten mit den entsprechenden Codes, die in den Jahren 2000–2005 am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universitat, Groshadern, behandelt wurden, wurden die folgenden Angaben aus dem KIS/RIS ermittelt: Patientennummer und Alter sowie Datum und Aufnahmeparameter fur jede durchgefuhrte diagnostische und interventionelle Rontgenanwendung. Aus den Angaben wurde dann getrennt fur jeden Tumortyp die mittlere effektive Dosis pro Patient und Jahr berechnet. Desweiteren wurde die Anzahl der Patienten pro Jahr ermittelt, denen im Krankenhaus der jeweilige ICD-Code zugewiesen wurde (Inzidenz), sowie die Anzahl der Patienten mit dem jeweiligen ICD-Code, die pro Jahr gerontgt wurden (Pravalenz fur Rontgenanwendungen). Ergebnis: Insgesamt wurden Expositionsdaten fur 15.866 Patienten (Alter: 61,9 +- 12,9 Jahre) erhoben, bei denen 151.439 Rontgenanwendungen durchgefuhrt wurden. Die uber alle Krebserkrankungen gemittelte Dosis pro Patient und Jahr stieg zwischen 2000 und 2005 von 13,6 auf 18,2 mSv an. Dieser Anstieg resultierte aus einer Zunahme der „CT-Dosis“ von 9,9 auf 14,9 mSv. Die mittlere jahrliche Dosis pro Patient hing erheblich von der Art der Tumorerkrankung ab (Blasentumoren: 7,1 mSv; Pankreastumoren: 40,4 mSv). Unter der Annahme, dass die fur die zehn untersuchten Krebserkrankungen bestimmten mittleren Dosiswerte und Inzidenz/Pravalenz-Verhaltnisse fur Deutschland reprasentativ sind, wurde abgeschatzt, dass Rontgenanwendungen bei Krebspatienten zu einer Kollektivdosis von etwa 14.400 Sv fuhren (im Mittel zu 0,17 mSv pro Einwohner und Jahr). Schlussfolgerung: Da Rontgenanwendungen der Patienten in anderen Einrichtungen nicht berucksichtigt wurden, stellt die berechnete Kollektivdosis eine Minimalschatzung dar. Tatsachlich durften in Deutschland zwischen 15% und 20% der Kollektivdosis aus Rontgenanwendungen auf Krebspatienten entfallen. Korrespondierender Autor: Brix G Bundesamt fur Strahlenschutz, Medizinische Strahlenhygiene und Dosimetrie, Ingolstadter Landstr. 1, 85762 Oberschleissheim E-Mail: gbrix@bfs.de
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []