Erzählmuster bei Asthma bronchiale – über die Herausforderung, Schulungen dann zu wollen, wenn man soll

2021 
Zusammenfassung Hintergrund Der Nutzen von Patientenschulungen bei Asthma bronchiale im Hinblick auf die Reduktion von Hospitalisierung und Arbeitsunfahigkeit ist weithin belegt. Dennoch nimmt nur circa ein Viertel der Patient*innen Schulungsangebote wahr. Das Ziel unserer qualitativen Studie mit Asthmapatient*innen liegt darin, zu untersuchen, wie und wann sich Motive zur Teilnahme an Asthma-Schulungsprogrammen scharfen. Methode Um diese Frage zu beantworten, haben wir 14 problemzentriert-narrative (Telefon-) Interviews gefuhrt. Erkenntnisleitende Frage war, auf welche Arten und in welchen Formen sich der Verlauf der chronischen Krankheit uberhaupt erzahlen lasst. Die Auswertung der Daten erfolgte gemas den Vorgaben einer systemtheoretischen Analyse. Diese Methodologie erlaubt es, die Interviews auf ihre Erzahlmuster hin zu untersuchen. Im Zentrum steht die Frage, wie den von uns interviewten Patient*innen in den Interviews die Konstruktion von Normalitat gelingt. Aus den Erkenntnissen soll sich ableiten lassen, an welchen Punkten der Krankheit die Motivation zur Schulungsteilnahme gesteuert werden kann. Ergebnisse Aus der Analyse der Interviews konnten wir vier Erzahlmuster entwickeln: die chronische Krankheit als Krisis (1), als Passionsgeschichte (2), als Odyssee (3), und als Homoostase (4). Innerhalb dieser Formen der Erzahlungen wird gerade der Ubergang vom Normalen zum Pathologischen auf je spezifische und darin exemplarische Weise erzahlt. Unsere Ergebnisse lassen sich somit als ein Beitrag zur Dynamisierung und Differenzierung der Verlaufsformen chronischer Krankheit lesen. Diskussion Es wurden erhebliche Verlaufsunterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit der chronischen Erkrankung deutlich, die neuralgische Punkte aufweisen, an denen sich Motive der Adharenz uberhaupt bilden konnen. Die Ergebnisse legen weiterhin die Schlussfolgerung nahe, dass man die in den Erzahlmustern sich entfaltenden Wissensstrukturen der Patient*innen nicht als Health Illiteracy werten darf, sondern vielmehr die Rationalitat dieses lebensweltlichen Zustandes vor einer medizinischen Rationalitat verstehen muss. Schlussfolgerung In diesen Typologien des Normalen und Pathologischen liegt nicht nur ein Schlussel zum Verstandnis der Lebenswelten chronisch Kranker, sondern auch zu der Frage, was chronisch kranke Patient*innen dazu motiviert, an Patientenschulungen teilzunehmen. Dieses vertiefte Verstandnis konnte letztlich dazu beitragen, die motivierende Gesprachsfuhrung mit diesen Patient*innen zu verbessern.
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