Methoden und Grenzen neurowissenschaftlicher Forschung

2019 
Die Frage nach dem menschlichen Sein erweckt zunehmendes Interesse auf Seiten der Neurowissenschaftler, die durch die modernen Moglichkeiten der Hirnforschung neues Wissen uber die Funktionsfahigkeit und Arbeitsweise des Gehirns erlangen und dieses in Relation zu menschlichen Handlungen und Eigenschaften setzen, die traditionsgemas dem Forschungsgebiet der Geisteswissenschaftler zuzuordnen sind. Damit geraten auch nicht-materielle Phanomene in den Blick der Naturwissenschaftler, sodass sie den Fragen nach der Natur von Erkenntnis, Empfindung, Bewusstsein oder dem freiem Willen nicht mehr ausweichen konnen (vgl. Singer 2003: 10). Mit dem Zusammenfallen dieser Interessensgebiete stellt sich die Frage, inwiefern Neurowissenschaftler und Geisteswissenschaftler, bedingt durch ihre spezifischen Vorgehensweisen und Methoden, uberhaupt gemeinsam Forschung betreiben konnen, die miteinander kompatibel ist. In Anbetracht des klassischen Leib-Seele-Problems (siehe Kapitel 2.1) lasst sich konstatieren, dass die sprachliche und konzeptionelle Trennung physischer Eigenschaften von mentalen Zustanden dazu gefuhrt hat, dass der Mensch auf unterschiedlichen Ebenen untersucht werden kann – einmal in Bezug auf seine geistigen Fahigkeiten und einmal in Bezug auf seine korperlichen Prozesse. Beide Wissenschaftsbereiche konnen zahlreiche Erkenntnisse bzgl. des zu beobachtenden Sachverhalts liefern – und doch sind die Antworten mitunter derart verschieden, dass sie sich in der konkreten Fragestellung und Methode voneinander unterscheiden.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []