Ein neues Staging System für Patienten mit fortgeschrittenem Hepatozellulären Karzinom: der Munich-Sorafenib Score (M-SOR)

2016 
Hintergrund: Etwa 40% der Patienten mit HCC werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, in dem keine operative oder radiologisch interventionelle Therapie mehr moglich ist. Fur diese Pat. stellt Sorafenib die Standardtherapie dar. Eine adaquate Selektion ist entscheidend, um diejenigen Patienten zu identifizieren, die tatsachlich von dieser systemischen Therapie profitieren. Dafur ist ein gutes Staging bzw. Prognose-System erforderlich. Das von den meisten Leitlinien empfohlene HCC Staging System ist die Barcelona Klassifikation (BCLC). BCLC empfiehlt Sorafenib fur Pat. im Stadium BCLC-C. Allerdings wurde BCLC als breites, die gesamte Spannweite der HCC Erkrankung umfassendes System, in einem inhomogenen Patienten-Kollektiv und lange vor der Sorafenib Ara entwickelt. Ziel der Studie war daher, die Uberprufung der BCLC und anderer HCC Staging Scores bei Sorafenib Therapie sowie die Entwicklung eines Sorafenib-spezifischen Prognose Scores. Methoden: Eine Kohorte von 111 am KUM mit Sorafenib behandelten HCC Patienten wurde retrospektiv bezuglich multivariat signifikanter prognostischer Faktoren untersucht. Diese wurden als Basis fur die Entwicklung des Munich-Sorafenib Scores (M-SOR) verwendet. Zudem wurde die prognostische Wertigkeit der wichtigsten etablierten HCC Staging Systeme (BCLC, CLIP, JIS, GETCH, TNM, Okuda, Child-Pugh) in diesem Kollektiv mittels c-index und Akaike Information criterion (AIC) mit M-SOR verglichen. Ergebnisse: Als unabhangige prognostische Faktoren konnten die Tumorlast (≥50% vs. < 50% des Lebervolumens) (p = 0,0033), Ascites (p < 0,0001) und die GOT (p < 0,0001) identifiziert werden. Der auf diesen 3 Parametern basierende M-SOR Score unterscheidet 3 prognostisch signifikant unterschiedliche Stadien (p < 0,0001) (Tab. 1). Das mediane Uberleben im Stadium A betrug 18,7 Monate (95%-KI 15,6 – 21,8), im Stadium B 5,7 Monate (95%-KI 2,7 – 8,7) und im Stadium C 2 Monate (95%-KI 1,6 – 2,4) (Abb. 1). Verglichen mit allen anderen etablierten Staging Systemen wies M-SOR den besten c-index (0,70 (95%-KI 0,65 – 0,75)) und AIC Wert (621) auf. Mit dem Bootstrap-Resampling Verfahren wurde eine externe Validierung von M-SOR simuliert; auch hier konnte ein vergleichbar guter c-index von 0,69 (95% KI 0,65 – 0-72) dokumentiert werden. BCLC konnte zwar in den Stadien B, C und D signifikant unterschiedliche prognostische Untergruppen identifizieren (B vs. C: p = 0,006; C vs. D: p = 0,049), zeigte sich jedoch mit einem c-index von 0,61 (95% KI 0,55 – 0,67) und einem AIC von 655 dem M-SOR Score unterlegen. Schlussfolgerung: M-SOR ist den etablierten HCC Staging Systemen einschlieslich dem BCLC-System in der Prognoseabschatzung von Sorafenib-Patienten uberlegen. Das BCLC-System berucksichtigt nicht alle Parameter, die die Prognose von Sorafenib-Patienten bestimmen. Der M-SOR Score erlaubt eine klare Zuordnung der Patienten zu drei prognostischen Gruppen. M-SOR sollte vor der klinischen Anwendung extern und prospektiv validiert werden. Sollten sich hierbei die Ergebnisse bestatigen, ware eine Behandlung mit Sorafenib bei M-SOR C Patienten nicht zu empfehlen.
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