Struktur und Plastizität des Gehirns bei Pianisten und Nicht-Musikern mittleren Alters

2016 
Seit vielen Jahren untersuchen Neurowissenschaftler die Effekte von Lernvorgangen oder Training auf die Struktur des menschlichen Gehirns. Haufig dienen hierbei Musiker als Probanden, da sie sehr spezifisch ausgebildet werden und Veranderungen des Gehirns mit ihren besonderen Fahigkeiten in Beziehung zu bringen sind. Die uberwiegende Anzahl der bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiet untersuchte den Einfluss des intensiven Ubens bei Kindern oder jungen Erwachsenen. Die Fragestellung der vorliegenden Studie war daher, inwieweit auch im hoheren Lebensalter funktionelle und strukturelle Veranderungen des Gehirns nachweisbar sind, die mit dem Training in Verbindung stehen. Dazu wurden 20 professionelle mannliche Musiker und 19 in Alter und Geschlecht ubereinstimmende Kontrollprobanden untersucht. 13 der 20 Musiker waren professionell ausgebildete Pianisten oder Organisten, die aufgrund langerer Ubezeiten als „intensiv-spielende Musiker“ klassifiziert wurden. Die Musiker der zweiten Gruppe waren professionelle Streichinstrumentalisten oder Musiklehrer an Gymnasien, die alle im Studium Klavier zumindest als Nebenfach studiert hatten. Mit jedem Probanden wurden Tests zur Motorik durchgefuhrt, sowie T1-gewichtete MRT-Bilder angefertigt. Die Daten wurden mittels Deformationsfeldbasierter Morphometrie ausgewertet. Die statistische Analyse erfolgte anhand verschiedener Zielregionen, die auf probabilistischen, zytoarchitektonischen Karten von grauer Substanz und myeloarchitektonischen Karten von Faserbahnen beruhten. Musiker zeigten eine bessere motorische Leistung als Kontrollen sowie eine erhohte Fahigkeit zur unabhangigen Bewegung beider Hande. In der strukturellen Bildgebung zeigte sich ein vergrosertes Volumen der Musiker im Vergleich zu den Kontrollen im sensomotorischen Kortex, der Pyramidenbahn, dem entorhinalen Kortex (EK) und dem linken Lobulus parietalis superior (SPL). Auch zwischen den beiden Musikergruppen zeigten sich Unterschiede, vor allem in den motorischen Regionen. Veranderungen in SPL und EK konnten durch eine hohe Leistung der Musiker auf den Gebieten des Blattspiels und des Notengedachtnisses hervorgerufen worden sein. Zusammenfassend erlauben die vorliegenden Ergebnisse die Vermutung, dass intensives und spezifisches Training auch im hoheren Alter zu strukturellen und funktionellen Veranderungen des Gehirns fuhrt.
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