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Das Streben nach Euthymie

2020 
Wahrend viele Psychosomatiker und Psychiater den positiven Eigenschaften, die Patienten ihrem klinischen Eindruck zufolge zeigen, Aufmerksamkeit widmen, betonen die heute ublichen Begutachtungs- und Behandlungsverfahren vor allem die psychischen Dysfunktionen. Euthymie ist ein transdiagnostisches Konstrukt, das sich auf das Vorliegen positiver Affekte und psychischen Wohlbefindens bezieht, d. h. auf Ausgeglichenheit und Integration psychischer Krafte (Flexibilitat), eine ganzheitliche Sicht des Lebens, an der sich die auf die Zukunft gerichteten Handlungen und Gefuhle orientieren (Bestandigkeit / Konsistenz), und eine Widerstandsfahigkeit gegenuber Stress (Resilienz und Angst- oder Frustrationstoleranz). Immer mehr Anhaltspunkte sprechen dafur, dass die Beurteilung der Euthymie und ihrer Komponenten bedeutsame Implikationen besitzt. Spezifische Instrumente (klinische Interviews und Fragebogen) konnen in eine klinimetrische Begutachtungsstrategie incl. Makroanalyse und Staging einbezogen werden. Das Streben nach Euthymie ist keine therapeutische Intervention fur spezifische psychische Storungen, sondern eine transdiagnostische Strategie, die in einen individualisierten Behandlungsplan integriert werden kann. Eine Reihe psychotherapeutischer Techniken, die auf die Unterstutzung der positiven Affekte und des psychischen Wohlbefindens zielen (z. B. die Well-Being Therapy oder die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie und die Akzeptanz- und Commitmenttherapie) wurden in randomisierten und kontrollierten klinischen Studien entwickelt und evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Wohlbefinden und Resilienz durch spezifische Interventionen gefordert werden konnen, die zu einer positiven Selbsteinschatzung fuhren sowie zu einem Gefuhl des Wachstums und der Weiterentwicklung, der Uberzeugung, dass das Leben sinnvoll und bedeutungshaltig ist, zur Zufriedenheit mit den eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen, zu der Fahigkeit, das Leben erfolgreich zu bewaltigen, und zu einem Gefuhl der Selbstbestimmtheit.
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