Heimliche Über- und/oder Unterdosierung von Insulin bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes als Hinweis auf internalisierende psychiatrische Komorbidität

2014 
Fragestellung: Bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes (T1DM) wurde das Verhalten der absichtlichen und heimlichen Uber-und/oder Unterdosierung von Insulin – die sogenannte „Insulinmanipulation“ – untersucht und deren Zusammenhang mit psychiatrischer Komorbiditat, sowie die Folgen von Insulinmanipulation fur Diabeteseinstellung und Akutkomplikationen. Methodik: In einer multizentrischen Querschnittsuntersuchung wurden 241 jugendliche PatientInnen mit T1DM (Alter 10 – 22 Jahre, mean 14,0 Jahre, Diabetesdauer > 1 Jahr, mean 6,14 Jahre) aus 21 reprasentativ ausgewahlten Diabeteszentren in Osterreich mit zwei diagnostischen, semistrukturierten Interviews untersucht. Mit dem DSMP-I wurde die Einhaltung der vorgeschriebenen Insulintherapie erfasst, mit dem Kinder-DIPS psychiatrische Komorbiditat diagnostiziert. Ergebnisse: Absichtliches Uber-und/oder Unterdosieren von Insulin lag bei 29,5% der Jugendlichen vor, ebenso konnte bei 29,5% der StudienteilnehmerInnen eine psychiatrische Komorbiditat festgestellt werden. 33 PatientInnen (13,7%) waren von beidem betroffen. Unter den Jugendlichen, die ihre Insulindosis manipulierten, lag die hochste Rate an psychiatrischer Komorbiditat vor (46,5% vs. 17,5%, p = 0,001) – hierbei vorwiegend internalisierende Storungen wie depressive Erkrankungen, Essstorungen und Angststorungen. Vice versa manipulierten unter den PatientInnen mit psychiatrischer Komorbiditat ein groserer Teil mit Insulin (64,7% vs. 30,9%, p = 0,001). Insulinmanipulation war assoziiert mit hoherem HbA1c (8,65% vs. 7,81%, p = 0,001), haufigeren Ambulanzbesuchen (p = 0,05) sowie dem Auftreten von Ketoazidose (p < 0,001) und schwerer Hypoglykamie (p = 0,05). Psychiatrische Komorbiditat war verbunden mit dem gehauften Auftreten von Ketoazidosen (p = 0,001). Schlussfolgerungen: Das Verhalten der Insulinmanipulation kann bei Jugendlichen als unspezifisches Symptom internalisierender psychiatrischer Storungen gesehen werden. Insulinmanipulation ist assoziiert mit einer Verschlechterung der Diabeteseinstellung, einem vermehrten Auftreten von diabetischen Akutkomplikationen sowie einem hoheren Betreuungsaufwand im Sinne einer erhohten Frequenz von Ambulanzbesuchen durch betroffene PatientInnen.
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