Tabakkonsum und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen im Jugendalter – Eine Analyse der KIGGS Daten

2016 
Ziel der Studie: In Deutschland ist nur wenig daruber bekannt, ob sich der Tabakkonsum von Jugendlichen auf ihr Inanspruchnahmeverhalten von Gesundheitsleistungen auswirkt. Die vorliegende Studie soll daher Fruhfolgen des jugendlichen Rauchens identifizieren. Methodik: Wir fuhrten eine Re-Analyse von Querschnittsdaten der Basisbefragung (2003–2006) der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) durch. Um die Assoziation zwischen aktuellem Rauchstatus und der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in den 12 Monaten vor der Befragung zu untersuchen, wurden Pravalenzen ausgewahlter Erkrankungen stratifiziert nach Rauchstatus ausgewertet. Daneben wurde sowohl der Anteil von Jugendlichen mit mindestens einem ambulanten Arztkontakt als auch die Gesamtzahl der Arztbesuche ermittelt. Fur den stationaren Bereich wurden Informationen zu den im Krankenhaus verbrachten Nachten analysiert. Ein logistisches Regressionsmodell wurde genutzt, um die Assoziation zwischen dem Rauchverhalten und der Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Leistungen adjustiert nach Alter, Geschlecht, Sozialstatus, Migrationshintergrund und Komorbiditat zu bestimmen. Ergebnisse: 3 679 Jugendliche mit Angaben zum Rauchstatus zwischen 14 und 17 Jahren konnten in die Studie aufgenommen werden, von denen 49,1% weiblich waren und 31,7% aktuell rauchten. Die Pravalenz von Blasenentzundungen (+87,0%) und Bronchitis (+50,0%) war bei den rauchenden Jugendlichen deutlich erhoht. Im hausarztlichen Bereich war die Zahl von Jugendlichen, die einen Arzt in Anspruch nahmen, bei den Rauchern um 30,8% erhoht. Im facharztlichen Bereich wurden erhohte Kontaktzahlen nur bei Psychiatern (+171,4%) und Psychologen (+94,4%) gefunden. Im stationaren Bereich zeigte sich, dass rauchende Jugendliche haufiger einen Krankenhausaufenthalt berichteten (+26,5%) und dieser mit einer langeren Verweildauer verbunden war (+19,7%). Es zeigte sich eine statistisch signifikante Assoziation zwischen aktuellem Tabakkonsum und einer erhohten Haufigkeit der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in den vergangenen 12 Monaten (OR=1,20; 95%-KI: 1,02–1,40). Schlussfolgerung: Tabakkonsum bei Jugendlichen geht mit einer erhohten Pravalenz bestimmter Erkrankungen sowie einer erhohten Inanspruchnahme medizinischer Leistungen einher. Ob der Tabakkonsum kausal ist, bleibt fraglich. Die im Rahmen von KiGGS laufende Kohortenstudie wird weiteren Aufschluss uber die Art des Zusammenhangs geben konnen.
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