Eröffnungsansprache des Vorsitzenden

1973 
Die Stellung des Arztes in der Gesellschaft, die von Herrn Baier behutsam analysiert wurde, wird nicht allein durch die realen gesellschaftlichen Entwicklungen bestimmt sondern weitgehend durch das arztliche Selbstverstandnis. Dieses ist bei einem Berufsstand, der sich selbst als wissenschaftlich orientiert sieht, nicht zu trennen von der Tragfahigkeit dieser wissenschaftlichen Basis. Wir erinnern uns, das ein namhafter Vorsitzender der Internisten-Tagung zu Beginn dieses Jahrhunderts den programmatischen Satz pragte: „Die Heilkunde wird Naturwissenschaft sein oder sie wird nicht sein“. Diese These hat — zumindest tendenziell — als Leitbild die medizinische Forschung und die therapeutischen Handlungsweisen beein-flust. Die Richtigkeit des allein auf dem Empirismus aufgebauten Konzepts der Medizin wurde bereits durch die Arbeiten Freuds und der „psychosomatischen Schulen“ in Frage gestellt. Doch erst die Auseinandersetzung mit individual- und sozialpsychologischen Denkansatzen auf breiterer Basis machte die enge Verzahnung somatischer und psychosozialer Bezuge allgemein sichtbar. Diese Abhangigkeiten sollen an zwei Beispielen verdeutlicht werden.
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