Untersuchungen zum Parasitenbefall des Gamswildes in Deutschland - Helminthen des Gastrointestinaltraktes

2008 
Im Rahmen dieser Arbeit wurden 223 Aufbruche von erlegten Gamsen (43 Kitze; 76 Stucke der Jugendklasse: Bocke 1-2 Jahre, Geisen 1-3 Jahre; 85 Stucke der Mittelklasse: Bocke 3-7 Jahre, Geisen 4-9 Jahre; 19 Stucke der Altenklasse: Bocke ≥ 8 Jahre, Geisen ≥ 10 Jahre; 130 Bocke, 91 Geisen, 2 Stucke ohne Angabe des Geschlechts) parasitologisch untersucht. Dabei stammten 185 Tiere aus Bayern (Bayerische Alpen) und 38 aus Baden-Wurttemberg (Schwarzwald). Das Untersuchungsmaterial bestand aus den kompletten Magen-Darm-Kanalen (Pansen, Labmagen, Dunndarm, Dickdarm) der Gamsen und wurde in den Jahren 2004, 2005 und 2006 gesammelt. Die Untersuchung der Enddarmkotproben (n = 223) ergab folgende Ausscheidungsextensitaten von Entwicklungsstadien von Magen-Darm-Helminthen: Strongyliden-Eier, 74%; Nematodirus/Marshallagia-Eier, 22%; Trichuris-Eier, 10,8%; Moniezia-Eier, 9,4%; Capillaria-Eier, 6,3%. Die Labmagen waren zu 100%, Dunn- und Dickdarme zu 88% bzw. 79% mit Nematoden befallen; in den Pansen waren Parasiten nicht nachweisbar. Im Labmagen sind durchschnittlich (geometrisches Mittel) 588 Nematoden/Tier gezahlt worden, in Dunn- und Dickdarm betrugen die Wurmburden 36 bzw. 8 Exemplare/Gamse. Der individuelle Wurmbefall variierte zwischen 29 und 6932 Nematoden, wobei uber die Halfte der Gamsen mit weniger als 1000 Magen-Darm-Nematoden befallen waren. Durch die parasitologische Sektion wurden insgesamt 29 Nematodenarten im Magen-Darm-Kanal der Gamsen festgestellt. Mit Pravalenzen von ≥50% sind Ostertagia (O.) circumcincta, Marshallagia marshalli, O. trifurcata, Oesophagostomum venulosum, Grosspiculagia occidentalis, Haemonchus contortus, O. pinnata, Nematodirus (N.) filicollis, mit Befallsextensitaten von ≥20 bis <50% Trichostrongylus (T.) axei, Spiculopteragia bohmi, Capillaria bovis, Trichuris (T.) ovis, N. battus, Chabertia ovina, T. capricola, T. globulosa, T. vitrinus und mit einer Nachweishaufigkeit von <20% O. leptospicularis, Skrjabinagia kolchida, T. colubriformis, Rinadia mathevossiani, N. rupicaprae, N. europaeus, Cooperia (C.) oncophora, C. punctata, O. ostertagia, T. longispicularis, C. pectinata und N. helvetianus nachgewiesen worden. Daruber hinaus wurden vier Zestodenarten isoliert, davon drei im Dunndarm – Moniezia (M.) expansa (14,8%), Avitellina (A.) centripunctata (13%), M. benedeni (5,4%) – sowie bei 27 Stucken Cysticercus tenuicollis von Taenia hydatigena am Gekrose. Die Helminthenarten N. battus, N. europaeus, N. helvetianus, N. rupicaprae, C. oncophora, C. pectinata, C. punctata, T. longispicularis, T. globulosa, M. benedeni und A. centripunctata konnten erstmalig als Parasiten bei der Gamse in Deutschland nachgewiesen werden. Signifikante Unterschiede (p≤0,05) in der Gesamtnematodenburde bestanden zwischen den Geschlechtern – Bocke waren starker parasitiert als Geisen – und zwischen den Herkunften der Gamsen – Tiere aus Bayern wiesen eine hohere Wurmburde als die aus Baden-Wurttemberg auf. Kitze waren signifikant (p≤0,05) geringergradig mit Dickdarmnematoden und Cysticercus tenuicollis infiziert als altere Stucke, entgegengesetzt verhielt sich der Befall mit Dunndarmnematoden. Wahrend Kitze signifikant (p≤0,05) hohere Moniezia-Wurmzahlen beherbergten als altere Gamsen, waren A. centripunctata-Bandwurmer ausschlieslich bei diesen nachweisbar. Die bei den selbst untersuchten Gamsen festgestellte Helminthenfauna des Magen-Darm-Kanals entsprach weitgehend der bei Gamsen in anderen Vorkommen im Alpenraum.
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