Die Bedeutung des Bilirubins für die Pathogenese des Hirnschadens bei der Erythroblastosis fetalis

1950 
In Tierversuchen wird mittels Durchstromung des Gehirns von Kaninchen mit Bilirubinlosungen in steigender Konzentration nachgewiesen, das Bilirubin eine schadigende Wirkung auf das Nervengewebe ausubt. Alle Tiere gehen zugrunde, wenn die Durchstromungsflussigkeit mehr als 100 mg% Bilirubin enthalt. Die im Vergleich zum Icterus gravis hohe Konzentration ist notwendig, weil die intakten Capillarendothelien der Hirngefase Bilirubin in Konzentration bis zu 60 mg% nicht, zwischen 75 und 100 mg% nur in einzelnen Fallen ins Nervengewebe passieren lassen. Beim Icterus gravis besteht aber eine Capillarlasion, die das Bilirubin schon bei geringerer Konzentration aus der Gefasbahn austreten last. Die auserordentliche und bisher kaum beachtete Bedeutung des Capillarfaktors geht bereits aus fruheren Untersuchungen von Goldmann und Spatz hervor. — Wenn das ins Hirngewebe gelangende Bilirubin beim Tier einen deletaren Einflus hat, ist dies auch fur das Hirn des menschlichen Neugeborenen anzunehmen. Der Kernikterus und seine Folgen beruhen also auf zwei Voraussetzungen: Einem schweren Ikterus und einer gleichzeitigen Capillarschadigung. Die Hypothesen einer vorangehenden oder mitwirkenden Schadigung der Nervenzellen durch eine zellstandige Antigen-Antikorperreaktion oder durch Lebergifte sind damit nicht widerlegt, aber sie sind fur das Verstandnis der Pathogenese des Kernikterus nicht mehr notwendig. Die Folgerung fur die Therapie kann nur in einer Befurwortung, der rechtzeitigen Austauschtransfusion in allen schweren Fallen einer Erythroblastosis fetalis bestehen, denn sie unterbricht die Hamolyse in wirksamster Weise und verhindert so den Anstieg des Bilirubins bis zu einer das Hirn bedrohenden Konzentration.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    21
    References
    18
    Citations
    NaN
    KQI
    []