Die Nacht der schlechten Nachrichten

2012 
Doktor Kanter nahm fur die wenigen Kilometer in die Altstadt ein Taxi. Er wusste nicht, ob er den Abend ohne ausreichende Dampfung in Form von guten Rotweinen uberstehen wurde. Der eiskalte Novembernebel, der bleiern uber Salzburg hangen blieb, verhies nicht die optimalen Bedingungen fur eine Autofahrt im Rotweindunst. Wenn seine Zunge nicht wollte, war der Rebensaft die Erlosung. Kanter trank selten zu viel, stellte aber uber die Jahre fest, dass sein Umgang mit der Alltagsdroge in eine etwas gefahrliche Richtung wies, wiewohl er selten mehr als vier oder funf Glaser seiner heiligen Medizin trank. Nach den Zigaretten, die er vor drei Jahren gegen ubelschmeckende Ersatzstoff-Kaugummis getauscht hatte, war der Wein sein letztes Laster. Dass er die Zigarettenkaugummis mittlerweile wie in Trance in sich hineinstopfte, eine Sucht gewiss, hatte er die letzten drei Jahre ausgeblendet. Kaugummi war Kaugummi, harmlos also, er fand nichts dabei, dass ein Stuck davon so viel Nikotin enthielt wie drei oder vier Glimmstengel.
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