Deutsche Wirtschaft 2007: Aufschwung mit Januskopf – das andere Gesicht

2007 
Die Starke des Aufschwungs der deutschen Wirtschaft hat die anfanglichen Erwartungen deutlich ubertroffen. Das gilt fur den Export, in besonderem Mase allerdings fur die Investitionen der Unternehmen. Die von der Wirtschaftspolitik ausgelosten Sonderentwicklungen haben vor allem der Industrie sowie nach sechs Jahren Ruckgang erstmalig der Bauwirtschaft kraftige Nachfrageimpulse gegeben. Auch die Konsumenten wurden zu zusatzlichen Anschaffungen angeregt. Allerdings fand die politikinduzierte Konsumnachfrage der privaten Haushalte, Achillesferse der Konjunktur seit Jahren, wenig Ruckhalt in den laufenden Erwerbseinkommen. So wurde weniger als zuvor gespart. An der Schnittstelle zwischen Beschaftigung und Einkommen liegt bisher der Schwachpunkt des Aufschwungs. Der sichtliche Beschaftigungszuwachs nach der bereits 2005 vollzogenen Wende am Arbeitsmarkt ausert sich bislang wenig in einer hoheren Lohn- und Gehaltssumme. Das liegt zum Teil daran, das fur die Aufstockung der Beschaftigung, auch der sozialversicherungspflichtigen, nicht ausschlieslich konjunkturelle Grunde und die Lohnzuruckhaltung verantwortlich sind, sondern zu einem nicht geringen Teil Masnahmen der Arbeitsmarktpolitik. Der export- und investitionsgetragene Aufschwung der deutschen Wirtschaft wird sich im Jahr 2007 fortsetzen, wenngleich das Wachstumstempo – zumindest vorubergehend – deutlich nachlassen wird. Die Konsumzuruckhaltung, die in den ersten Monaten des Jahres aus dem Kaufkraftentzug durch die restriktive Finanzpolitik folgen wird, durfte den Anstieg von Produktion und Beschaftigung bremsen. Hinzu kommt die Nachfragelucke, die von den in das Jahr 2006 vorgezogenen Kaufen aufgerissen wird. So ist mit einem Ruckgang der Konsumausgaben der privaten Haushalte zu rechnen. Er durfte kurzfristig auch auf die Inlandsnachfrage insgesamt durchschlagen, da ein Ausgleich durch die weiterhin kraftige Investitionskonjunktur schon aufgrund des geringen Gewichts der Unternehmensinvestitionen in der Inlandsnachfrage unwahrscheinlich ist. So hangt der weitere Verlauf der Konjunktur nicht unerheblich von der Weltwirtschaft ab. Das hohe Expansionstempo der Weltwirtschaft aus dem Jahr 2006 kann im Jahr 2007 nicht ganzgehalten werden. Besonders der Abschwung in den USA wirkt dampfend. Konjunkturrisiken und die Erwartung von Leitzinssenkungen haben zudem jungst den Dollar abwerten lassen. Die damit einhergehende Erhohung der Wettbewerbsfahigkeit von US-Produkten hilft zwar, das weitere Anwachsen des enormen Leistungsbilanzdefizits des Landes zu begrenzen. Damit erhoht sich das auf mittlere Sicht groste Risiko fur die Weltwirtschaft nicht weiter. Kurzfristig fehlen jedoch die von der USWirtschaft ausgehenden Nachfrageimpulse. Im Euroraum und in Japan wird sich der Aufschwung fortsetzen, wenn auch deutlich verlangsamt. So schwenkt die bislang sehr kraftige weltwirtschaftliche Expansion auf einen Pfad ein, der bei weltweit recht gut ausgeschopften Produktionskapazitaten nahe am langfristigen Trend liegt. Die deutsche Wirtschaft wird daher weniger Impulse aus dem Ausland erhalten, und der Exportanstieg durfte sich verlangsamen. Weil zugleich die Importe noch langsamer zunehmen werden, wird die Ausenwirtschaft die gesamtwirtschaftliche Aktivitat kraftig befordern. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahr 2007 um 1,4% steigen. Dabei tragt der Schwung der Konjunktur aus dem Vorjahr bis in das neue Jahr hinein. Reichlich ein Prozentpunkt des Zuwachses wird aus dem bis zuletzt kraftigen Anstieg im Jahr 2006 „mitgenommen“.
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