Hintergrund und Ziel: Ziel des Funktionstrainings (FT) ist es, die funktionelle Kapazität der Betroffenen zu verbessern. Dazu, ob und wieweit dieses Ziel erreicht wird, liegen bislang keine systematischen Ergebnisse vor. Methoden: Mit einer einmaligen querschnittlichen Befragung von insgesamt 3.000 (ehemaligen) Mitgliedern der Rheuma-Liga Niedersachsen wurden Auswirkungen des FTs auf die Funktionskapazität und die Verordnung von Krankengymnastik gewonnen. Erhoben wurde die aktuelle Funktionskapazität (Funktionsfragebogen Hannover, FFbH) und die aktuelle Verordnung von Krankengymnastik. Personen, die kürzlich mit dem FT begonnen haben und Personen, die kürzlich das FT beendet haben wurden zusätzlich zur erinnerten Funktionskapazität und zur Verordnung von Krankengymnastik vor Aufnahme bzw. Beendigung des Funktionstrainings befragt. Ergebnisse: Der Rücklauf lag bei 38,5%. Personen, die mit dem FT begonnen haben, weisen vor Beginn einen FFbH 56,8% auf, der während der Teilnahme auf 64,9% ansteigt (p<0,001). Bei Personen, die das FT beendet haben, sinkt der FFbH von 63,1% während der Teilnahme auf 60,8% nach Beendigung (p<0,05). Auch kontrolliert für Alter und Anzahl der vorliegenden Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie unter Berücksichtigung der Verordnung von Einzelkrankengymnastik wird die Funktionskapazität mit Aufnahme des FTs substanziell und statistisch signifikant erhöht, während seine Beendigung zur Abnahme der Funktionskapazität führt. Nach Aufnahme des FTs sinkt die Verordnung von Krankengymnastik (von 52,0% auf 23,8%, p<0,001), während sie nach seiner Beendigung ansteigt (von 26,6% auf 36,3%, p<0,001). Diskussion und Schlussfolgerungen: Auch wenn die Evaluation der Wirksamkeit grundsätzlich einer prospektiven kontrollierten Studie bedarf, konnten mit dem nach Mitgliedsstatus und zeitlichen Bezugsrahmen differenzierten Erhebungsinstrumentarium auch in einer querschnittlichen Befragung wichtige Hinweise auf positive Effekte des Funktionstrainings gewonnen werden.
Patient education is considered to be a major feature of medical rehabilitation in chronic disorders. The rehabilitation sciences research programme funded by the German Pension Insurance scheme and the Federal Ministry of Education and Research comprises a considerable number of evaluation studies carried out with methodological rigor. Over two funding periods, patient education programmes were developed and evaluated with respect to their medical, psychosocial, occupational and economic effects. In this article, a conceptual definition of patient education is presented. Then, the aims and results of ten patient education studies of the funding programme as well as of several implementation projects are described. When integrating these results into previous research taking both a national and international perspective, it can be concluded that patient education programmes are effective regarding medical psychosocial and socio-economic outcomes, although effects sizes may vary. However, in some disorders the state of the research is still unsatisfactory and results are either scarce or heterogeneous. In particular, it is unclear whether such programmes are widely used in medical rehabilitation on a routine basis. Several education programmes provide train-the-trainer opportunities, others are still in the process of development or evaluation. Implementation projects such as those described in the article are aimed at closing these gaps and disseminating research results into the practice of rehabilitation.
Motivation von Patientinnen und Patienten gilt als Voraussetzung dafür, dass die Rehabilitation gelingt. Das individuelle Verhalten ist abhängig von Wünschen, Einstellungen, Werten und Normen. Aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse zum Thema Motivation in der Rehabilitation müssen in Fachkreisen umfassend erörtert werden. Deshalb wurde am 26. November 2015 das Herbstsymposium „Vom Wollen zum Tun – Motivation in der Rehabilitation“ ins Leben gerufen. Diese praxisnahe wissenschaftliche Tagung bot ein Forum für einen interdisziplinären Austausch zwischen Praktikerinnen und Praktikern aus Rehabilitationseinrichtungen, Leistungsträgern und Akteurinnen und Akteuren aus der Wissenschaft. Im Fokus stand der Begriff der Motivation, speziell im Rehabilitationsprozess. Welche Faktoren beeinflussen die Motivation? Welche Konzepte sind in der Praxis umsetzbar? Zu diesen Fragestellungen berichteten Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Fachbereichen. Das Symposium stieß auf großes Interesse und war mit 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Koordinierungsstelle Angewandte Rehabilitationsforschung der Klinik für Rehabilitationsmedizin, einer gemeinsamen Einrichtung der Medizinischen Hochschule Hannover und der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover (DRV BS-H).
Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen ist ein langwieriger, lebensbegleitender Prozess. Eine gute Therapiemitarbeit ist für das Gelingen der Therapie entscheidend. Die Therapiestrategien beinhalten komplexe medikamentöse Behandlungsverfahren, die mit einem umfangreichen Nebenwirkungsspektrum einhergehen und zusätzlich eine sorgfältige und disziplinierte Umgehensweise erfordern. Hier ist ein hohes Maß an Information und Schulung der Patienten erforderlich. Auch nichtmedikamentöse Behandlungen gehören regelmäßig zu der Versorgung der Patienten und verlangen von ihnen Mitarbeit und Initiative bei der Durchführung von physiotherapeutischen Übungen, von Gelenkschutz und anderen Behandlungen. All diese Anforderungen führen zu einer Zunahme der Non-Compliance. Einige Untersuchungen schätzen den Anteil von Non-Compliance höher als 50 % ein. Die gesundheitsökonomischen Folgen sind enorm. So kann in der Verbesserung der Compliance eine Wirtschaftlichkeitsreserve bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität gesehen werden. Positive und negative Einflüsse auf die Compliance werden herausgearbeitet. Es werden die generelle Therapieverweigerung, die Verweigerung bestimmter Therapiemaßnahmen und die eigenmächtige oder unabsichtliche Modifikation der Verordnungen unterschieden und mit Beispielen verdeutlicht. Dabei kommt dem Letzteren eine große Bedeutung zu. Erste Interventionsmöglichkeiten zur günstigen Beeinflussung der Compliance werden vorgestellt.