Als George W. Bush am 3. November 2004 seine Siegesrede hielt, dankte er dem „Architekten" des Sieges, Karl Rove, für seine Leistung. Rove ist als „Kopf der politischen Leitzentrale Bushs" (Rüb, 2004) bei seinen politischen Gegnern in den USA verhasst, doch gebührt ihm wohl ein bedeutender Anteil an Bushs Wiederwahl, die in Europa viele überrascht und erschüttert hat. Roves Kampagne, die vor denunzierenden persönlichen Angriffen auf John Kerry durch Kriegsveteranen, die seinen Vietnam-Heldenstatus anzweifelten (,,Swift-Boat" -Affäre), nicht zurückschreckte, hätte jedoch nicht erfolgreich sein können ohne bemerkenswerte Veränderungen der amerikanischen Medienlandschaft. Seit 200 l haben Beobachter auf beiden Seiten des Atlantik die unkritische und eindimensionale Berichterstattung der amerikanischen Presse zu außen- und sicherheitspolitischen Themen seit den Terroranschlägen von 9/ 11 konstatiert. Paul Krugman zum Beispiel spricht vom „great trans-atlantic media divide" (Krugman, 2003), und macht eklatante Unterschiede in der Medienberichterstattung für den Bruch in der öffentlichen Meinung der westlichen Länder verantwortlich. Während eines Forschungsaufenthalts am Shorenstein-Center der Harvard University in Boston im Frühjahr 2004 hatte ich die Möglichkeit, die Berichterstattung der Medien in den USA und Deutschland in den Monaten vor dem lrak-Krieg zu vergleichen, was einigen Aufschluss über die unterschiedlichen Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantik gab, jedoch Krugmans These relativierte (vgl. Lehmann, 2004).