Mit dem Paradigma der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) haben wir eine Technik entwickelt die es ermöglicht, im Humanexperiment kortikale Erregbarkeitsmodifikationen nicht invasiv zu erzeugen, die über längere Zeit anhalten und somit wesentliche Kriterien extern modulierter Neuroplastizität erfüllen. tDCS bewirkt dies primär über eine Hyper- oder Depolarisierung neuronaler Membranen; die Nacheffekte sind NMDA-Rezeptor-abhängig. Klassisches Instrumentarium hierzu war bisher die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS), die über wiederholte kurz induzierte Stromflüsse im Gehirn ähnliche plastische Veränderungen erzielen kann. Wir setzen tDCS derzeit in der experimentellen Schmerzforschung ein, um einerseits Migräneattacken zu kupieren und andererseits chronische Schmerzen zu reduzieren.
Zusammenfassung Seit einigen Jahren erlaubt die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) über eine Veränderung der neuronalen Aktivität oder des Ruhemembranpotenzials die Induktion und Modulation von neuroplastischen Veränderungen im Großhirn. tDCS erzielt prolongierte neuronale Erreg-barkeits- und Aktivitätsänderungen im menschlichen Gehirn über Veränderungen des neuronalen Membranpotenzials. rTMS ruft durch repetitiv induzierte elektrische Felder an den Zellmembranen über die Stimulationsdauer hinaus anhaltende Erregbarkeitsveränderungen hervor. Die Mehrzahl der neurophysiologischen Studien zur Pathophysiologie der Migräne stimmen darin überein, dass die Erregbarkeit des Gehirns der Patienten zwischen den Anfällen erhöht ist, besonders ausgeprägt in den visuellen Anteilen der Gehirnrinde. rTMS und tDCS eröffnen damit einen neuen Zugang sowohl zum Studium der pathophysiologischen Grundlagen als auch zu deren möglicher therapeutischer Beeinflussung.